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11.06.2014
Nüssel befürwortet Freihandelsabkommen mit den USA:

Agribusiness darf aber nicht zum Zahlmeister werden

DRV: Deutscher Raiffeisenverband

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Berlin, 11. Juni 2014. Die Verhandlungen zwischen der Europäischen Union (EU) und den Vereinigten Staaten über ein transatlantisches Freihandelsabkommen – kurz TTIP – nehmen in der öffentlichen Diskussion großen Raum ein. „Leider verläuft diese Debatte vielfach sehr unsachlich. Die genossenschaftlichen Unternehmen begleiten die Verhandlungen grundsätzlich konstruktiv. Denn aus dem transatlantischen Handelsabkommen können auch für die europäische und deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft Chancen sowie neue Absatzmärkte erwachsen“, betont Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) bei der Mitgliederversammlung in Berlin. „Wir haben durchaus offensive Exportinteressen, insbesondere bei Milchprodukten und Wein. Einen weiteren Zollabbau begrüßen wir. Allerdings benötigen bestimmte sensible Sektoren, vor allem die Fleischwirtschaft, auch künftig Außenschutz in Form von Importquoten“, so Nüssel. Streitpunkt der Verhandlungen ist aber nicht der Abbau von Zöllen, sondern der Umgang mit unterschiedlichen Produktionsstandards. Im Agrarsektor trifft dies vor allem die Lebensmittelsicherheit. „Hormonfleisch“ und „Chlorhühnchen“ zählen zu den transatlantischen Reizthemen. „Unser Ziel muss es sein, die Standards in denjenigen Bereichen anzugleichen, wo dies sachlich machbar und politisch vertretbar ist, z. B. beim Pflanzenschutz und in der Milchwirtschaft. Hier besteht Potential für Kosteneinsparungen und es bestehen Chancen für einen erleichterten Marktzugang in den USA“, erklärt der DRV-Präsident. „Ich fordere die EU-Verhandlungsführer auf, bei den TTIP-Verhandlungen die Interessen der europäischen Agrarwirtschaft offensiv zu vertreten. Die Agrarwirtschaft darf nicht einseitig zum Zahlmeister der Interessen anderer Wirtschaftsbereiche werden. Erforderlich ist darüber hinaus eine bessere beidseitige Abstimmung der Zulassungsverfahren bei gentechnisch veränderten Organismen. Denn die derzeitige Zulassungspraxis stellt unsere Unternehmen bei Rohstoffimporten immer wieder vor erhebliche Probleme“, so Nüssel. Warenterminbörsen sind unverzichtbar Das Engagement an Warenterminbörsen ist für die genossenschaftlichen Unternehmen angesichts zunehmender Preisvolatilität bei Getreide und Ölsaaten längst tägliche und vor allem notwendige Praxis. Dennoch gibt es gegenüber der Öffentlichkeit und – leider auch zunehmend gegenüber der Politik – nach wie vor hohen Erklärungsbedarf: „Nicht die Warenterminbörsen, sondern die Liberalisierung der EU-Agrarpolitik und globale Einflussfaktoren auf Devisen- und Agrarrohstoffmärkten sind die Auslöser von Preisschwankungen. Warenterminbörsen sorgen für höhere Markttransparenz und reduzieren Lagerhaltungs- sowie Vermarktungsrisiken. Das Engagement an Terminbörsen ist für unsere Mitgliedsunternehmen zwingend erforderlich. Im Bereich Getreide/Ölsaaten geschieht dies bereits in großem Umfang. Spätestens mit dem Auslaufen der Quote 2015 wird dies auch verstärkt auf den Milchmarkt zukommen“, erwartet Nüssel. Für Molkereigenossenschaften ist Risikomanagement nichts Neues: Durch die Erweiterung ihrer Produktsortimente, Streuung der Kundenstruktur und unterschiedliche Kontraktlaufzeiten federn sie Markt- und damit Preis- sowie Einkommensschwankungen für ihre Mitglieder ab. Mit dem Wegfall der Milchquote rechnet Nüssel damit, dass die Volatilität weiter zunimmt. „Somit gewinnen funktionierende Terminmärkte für Milcherzeuger und die Molkereiwirtschaft an Bedeutung. Allerdings bilden Börsenpreise das Marktgeschehen nicht in vollem Umfang ab. Zudem fehlt dem Terminmarkt im Milchbereich noch die hinreichende Liquidität, um seine Aufgaben erfüllen zu können“, so Nüssel. Die gehandelten Mengen entsprachen 2013 bei Butter knapp 2 Prozent und bei Magermilchpulver lediglich knapp 1 Prozent der nationalen Produktion. „Auch wird das aktive Engagement an Warenterminbörsen, ebenso wie bei anderen Produkten, für die Mehrzahl der Milcherzeuger ein zu komplexes und aufwändiges, vermutlich zu risikobehaftetes Unterfangen sein. Diese Aufgabe übernimmt vorrangig die Handels- bzw. Verarbeitungsstufe“, betont der DRV-Präsident. Initiative Tierwohl wird ein Erfolg Die moderne Tierhaltung in Deutschland steht fortwährend unter medialer, meist kritischer Beobachtung. „Dabei schlägt sich der immer wieder aufgezeigte Trend zur fleischlosen Ernährung und steigenden Nachfrage nach Bioprodukten nicht in den Verkaufszahlen am Point of Sale nieder. Die Konsumenten verhalten sich offensichtlich anders als in Umfragen ermittelt“, stellt Nüssel fest. Seit neun Monaten arbeitet die gesamte Wertschöpfungskette mit Hochdruck an der Initiative Tierwohl. Die Umsetzung von Tierwohlkriterien und die Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs sind die Eckpfeiler der Branchenvereinbarung. „Der Grundstein ist gelegt. Ich bin zuversichtlich, dass die Vereinbarungen nach erfolgter Zustimmung des Bundeskartellamtes konsequent und vor allem erfolgreich am Markt umgesetzt werden“, unterstreicht Manfred Nüssel.   Deutscher Raiffeisenverband e.V. (DRV) Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich organisierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette Lebensmittel erzielen die 2.385 DRV-Mitgliedsunternehmen im Agrarhandel und in der Verarbeitung von Agrarerzeugnissen mit rund 82.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 67,5 Mrd. Euro. Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit Eigentümer der Genossenschaften.


DRV Deutscher Raiffeisenverband e.V.
In Vertretung
Monika Windbergs M. A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 030 856214-430

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