Dritte DRV-Ernteschätzung 2025

Berlin, 28.05.2025. „Die Witterungsverhältnisse der vergangenen Wochen haben eines gezeigt: Frühere Ausnahmen sind heute die Regel. Es gibt keine ‚normalen‘ Jahre mehr. Wir erleben immer häufiger stärkeren Frost und milde Temperaturen in direktem Wechsel. Zudem bleiben ausreichende Niederschläge oft aus – dies gilt auch in diesem Jahr. Das bedeutet Stress für die Pflanzen“, erklärt der Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), Guido Seedler. Durch das warme Frühjahr sind die Raps- und Getreidebestände aktuell erneut deutlich weiterentwickelt als im Mittel der Jahre. Das erweist sich in diesem Jahr als Herausforderung in vielen Anbauregionen. Durch die Nachtfröste sind in verschiedenen Regionen Deutschlands die Rapsblüten und Getreideähren teilweise erfroren. Seedler: „Der Raps kann Frostschäden im weiteren Wachstum durch Blüten an Seitentrieben kompensieren. Anders das Getreide: Es bildet nur eine Ähre aus. Erfriert sie, bleibt der Ertrag aus. Viele Gartenbesitzer haben dieses Phänomen in den vergangenen Jahren bei ihren Obstbäumen erlebt. Erfriert die Blüte, ist die Ernte dahin.“
Fehlender Regen entwickelt sich zum Dauerproblem
Seit 2018 musste die Landwirtschaft jedes Jahr um ausreichende Niederschläge im Sommerhalbjahr bangen. Der Dürremonitor des Helmholzentrums verzeichnet auch in diesem Jahr eine nahezu flächendeckende Dürre in Deutschland. Die Niederschläge der vergangenen Tage haben nach Einschätzung des DRV für etwas Entspannung gesorgt. Es müssten aber weitere folgen.
Für die Landwirtschaft werde es immer wichtiger, sich auf Trockenphasen vorzubereiten. „Die Praxis zeigt, dass die Aussaat von tief wurzelnden Sorten und Direktsaatverfahren eine Antwort auf die zunehmende Trockenheit sein können. Bei der Direktsaat wird das Saatgut ohne vorhergehende Bodenbearbeitung ausgesät. Dies schont den Bodenwasserhaushalt, geht aber einher mit einem erhöhten Unkrautdruck, da die Samen nicht untergepflügt werden“, erklärt der DRV-Getreidemarktexperte.
Nahrungsmittelversorgung hat sicherheitspolitische Bedeutung
Der DRV passt seine Ernteprognose witterungsbedingt nach unten an. Beim Raps erwartet er aktuell 3,8 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Plus von knapp 6 Prozent zum Vorjahr. Beim Getreide reduziert der Verband seine Erwartungen um rund 1,2 Millionen Tonnen auf 40,7 Millionen Tonnen.
Sollten diese Menge geerntet werden, wäre die heimische Versorgung rechnerisch gedeckt. Allerdings ist offen, welche Mengen für den Drittlandexport zur Verfügung stehen. In den vergangenen Jahren exportierte Deutschland jeweils mehrere Millionen Tonnen Weizen. Seedler hebt hervor: „Exporte schaffen zusätzliche Einnahmen für die Landwirtschaft und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Sicherung der weltweiten Ernährung. Eine ausreichende Welternährung hat auch sicherheitspolitische Bedeutung. Dies wird auch Thema beim Deutschen Raiffeisentag am 4. Juni in Berlin sein.“ Seedler weist darauf hin: „Bei einer weiterhin wachsenden Weltbevölkerung steigt die Gefahr von Kriegen um Wasser und Nahrung. Wir müssen daher nachhaltig mehr agrarische Rohstoffe erzeugen.“
Details zur Schätzung: Siehe Tabellen
Hier gelangen Sie zum Video-Interview zur dritten DRV-Ernteschätzung mit Guido Seedler:
https://youtu.be/Tbry8Jjis-k
Weitere Informationen: Guido Seedler, DRV-Warenwirtschaft,
Tel. 030 856214-410, E-Mail: seedler@drv.raiffeisen.de
Über den DRV
Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette Lebensmittel erzielen die 1.656 DRV-Mitgliedsunternehmen in der Erzeugung, im Handel und in der Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen mit rund 114.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Umsatz von 82,8 Milliarden Euro. Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit Eigentümer der Genossenschaften.
Der DRV ist registrierter Interessenvertreter im Sinne des Lobbyregistergesetzes (Registernr.: R001376) und hat den Verhaltenskodex des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung akzeptiert.
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