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15.10.2018
Warenwirtschaft / Umwelt: Insektensterben

Maßnahmen zum Aktionsprogramm Insektenschutz

Ware_re_Foto_PSM-Kirschessigfliege

Das BMU stellt Maßnahmen zur Diskussion, mit denen der Schutz der Insekten verbessert werden soll. Diese orientieren sich an den im Sommer veröffentlichten Eckpunkten. Insgesamt werden dafür jährlich 100 Mio. € zur Verfügung gestellt. Ein öffentliches Konsultationsverfahren läuft bis zum 7. November 2018.

Im Sommer 2017 wurden Ergebnisse von Messungen des Entomologischen Vereins Krefeld bekannt, wonach die Masse an flugfähigen Insekten in den letzten 20 Jahren um bis zu 80 % zurückgegangen sei. Mit Malaise-Fallen wurden über mehrere Jahrzehnte hinweg über definierte Zeiträume Fluginsekte gefangen und später deren Gewicht bestimmt. Dabei beziehen sich die 80 % nur auf die Messwerte der Jahre 1989 und 2013 an zwei Messstellen im Krefelder Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch. Obwohl die Methodik eine Fülle von Schwächen aufweist, sehen sich Umwelt- und Naturschützer in Ihrer Annahme bestätigt, dass Insekten und damit auch Singvögel, deren Nahrungsgrundlage zum Großteil aus Insekten besteht, in ihrer Existenz bedroht sind.

Vielerorts wurde das Insektensterben mit einem vermeintlichen Verschwinden der Honigbiene in Zusammenhang gebracht. Unter anderem damit wurde auch des EU-weite Verbot der Freilandanwendung der Neonikotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam begründet (Meldung vom 1. März 2018). Aber auch die Kritik am Wirkstoff Glyphosat wird zwischenzeitlich mit der indirekten Schädigung der Insekten (durch Nahrungsentzug) untermauert.

Bereits im Koalitionsvertrag hatte die Bundesregierung vereinbart, dem Insektensterben entgegenzuwirken und ein Aktionsprogramm Insektenschutz aufzusetzen, um die Lebensbedingungen für Insekten und die biologische Vielfalt in Deutschland zu verbessern und dem Insektensterben entgegenzuwirken.

Am 20. Juni 2018 hat das Bundeskabinett ein vom BMU vorgeschlagenes Eckpunktepapier zum Aktionsprogramm Insektenschutz beschlossen. Darin werden neun Handlungsbereiche identifiziert:

1. Insektenlebensräume in der Agrarlandschaft fördern,

2. Lebensräume für Insekten in anderen Lebensräumen wiederherstellen und vernetzen,

3. Schutzgebiete als Lebensräume für Insekten stärken,

4. Anwendung von Pestiziden mindern,

5. Einträge von Nähr- und Schadstoffen in Böden und Gewässer minimieren,

6. Lichtverschmutzung reduzieren,

7. Forschung vertiefen, Wissen vermehren,

8. Finanzierung verbessern,

9. Engagement der Gesellschaft befördern.

Am 10. Oktober 2018 hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze nun konkrete Vorschläge für Maßnahmen zum Aktionsprogramm Insektenschutz vorgestellt: Die Vorschläge reichen von Änderungen bei der Förderung der Landwirtschaft über die Festlegung von verbindlichen Mindestabständen bei Pflanzenschutz und Düngung, der Beschränkung des Glyphosateinsatzes, Abgabebeschränkungen für Biozide bis hin zur Nachtabsenkung bei Außenbeleuchtungen. Insgesamt will der Bund jährlich 100 Mio. € in den verbesserten Schutz der Insekten stecken.

Die Vorschläge sind noch nicht innerhalb der Bundesregierung abgestimmt. Es handelt sich somit noch nicht um den Entwurf des Aktionsprogramms, sondern lediglich um Input für die weitere Diskussion sowie für eine vorgesehene Online-Beteiligung.

Bis zum 7. November 2018, 17:00 Uhr haben nämlich alle Interessierten die Möglichkeit, die Maßnahmenvorschläge des BMU online zu bewerten und zu kommentieren. Jeder ist aufgerufen, eigene Ideen einzubringen, die helfen können, das Insektensterben zu stoppen.

Wertung des DRV:

Es ist gut und richtig, dass das Thema Insektensterben ernsthaft aufgearbeitet wird. Dies ist nicht Aufgabe des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die Landwirtschaft als wichtigster Nutzer der Landfläche wird zwar immer zuerst genannt, wenn es um Insektensterben geht, Insekten(arten)sterben kann jedoch mannigfaltige Ursachen haben. Es wäre grob fahrlässig, hier ausschließlich die landwirtschaftlichen Parameter zu hinterfragen.

Beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ist es absolut richtig aufgehängt. Hier müssen sämtliche denkbaren Ursachen des Insektensterbens wissenschaftlich korrekt analysiert werden. Dazu gehören allerdings auch die Veränderungen unserer Umwelt im Allgemeinen:

– veränderte Landnutzung auch im Bereich der Vor- sowie der Haus- und Kleingärten,

– zunehmend hygienisierte Umgebung ohne Misthaufen und insektenfreundliche Schmuddelecken

und der Umgebungsluft im Besonderen:

– Anstieg des CO2-Gehalts,

– Feinstaub,

– Stickoxide,

– Ozongehalt.

Nutzen Sie die Möglichkeit der Beteiligung an der öffentlichen Diskussion.

    Sie können dazu beitragen, dass auch die Position der Landwirtschaft angemessen gehört wird.

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In Vertretung
Dr. Michael Reininger
Pflanzenschutz, Düngung, Gefahrstoffe,
Agrartechnik, Digitalisierung
 
Telefon: 030 856214-533

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