Trumps Zölle sollten Brot nicht teurer machen

Berlin, 13.03.2025. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump führt aktuell zu einer hohen Verunsicherung auf den weltweiten Märkten für Getreide- und Ölsaaten. „Die Marktteilnehmer sind vorsichtig und zurückhaltend. Alle fahren auf Sicht“, beurteilt der Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV), Guido Seedler, die derzeitige Situation. Er macht deutlich: „Entscheidend für die Versorgungslage und die weitere Marktentwicklung in Deutschland und Europa werden weniger die zukünftigen US-Importzölle, sondern mögliche Gegenreaktionen der EU sein.“ Wenn Rohstoffeinfuhren aus den USA in die EU mit Zöllen belegt würden, würde dies erhebliche Auswirkungen insbesondere auf den Maismarkt haben. Seedler: „Körnermais ist weltweit knapp, und Deutschland ist – im Gegensatz zu Weizen – bei dieser Kultur Nettoimporteur.“ Gleichzeitig haben die USA im vergangenen Jahr eine Rekordernte eingefahren. „Wenn weniger US-Mais importiert wird, würde dies zu steigenden Preisen führen. Das ist gut für die Landwirte, die Körnermais anbauen, aber schlecht für den Futtersektor.“
Höhere Getreidepreise führen nicht automatisch zu höheren Verbraucherpreisen
Beim Weizen sei die Lage deutlich entspannter. Hier ist Deutschland Nettoexporteur. Daher erwartet der DRV keine steigenden Verbraucherpreise durch höhere Getreidepreise, zum Beispiel bei Brot- und Backwaren. Seedler: „Darüber hinaus liegen die Rohstoffkosten bei Brötchen und Brot im niedrigen Cent-Bereich. Wenn Brot teurer wird, liegt dies in erster Linie ansteigenden Energie-, Bürokratie- und Lohnkosten.“ Vor diesem Hintergrund fordert der DRV Augenmaß in der aktuellen Mindestlohndebatte.
Gleichwohl ist es nach Ansicht des Verbands wichtig, dass Deutschland und Europa verstärkte Anstrengungen unternehmen, um die heimische Getreideproduktion zu steigern. „Dies hilft vor allem auch vielen Schwellen- und Entwicklungsländern, die auf bezahlbares Getreide vom Weltmarkt angewiesen sind“, erklärt Seedler.
Anbauflächen deutlich gestiegen
Die Getreideanbauflächen sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. „Das ist ein gutes Signal für die Ernteerwartungen, denn sie setzt sich aus der Fläche mal Ertrag zusammen“ betont der Getreidemarktexperte.
Aktuell geht der DRV von einer Anbaufläche von 5,9 Millionen Hektar aus. Das sind gut drei Prozent mehr als in Vorjahr. „Allerdings sehen wir darin noch keine Kehrtwende, denn der Flächenverbrauch ist weiterhin hoch. Zum Vergleich: 2015 betrug die Anbaufläche noch 6,5 Millionen Hektar“, erläutert Seedler. Die Getreideernte 2025 prognostiziert der DRV mit 42 Millionen Tonnen. Das wäre ein Plus von sieben Prozent zum Vorjahr. Beim Raps erwartet der Verband aufgrund einer leicht gesunkenen Anbaufläche derzeit 4 Millionen Tonnen.
Um die Ernten langfristig zu sichern, müssen die vorhandenen Ackerflächen weiterhin für die landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehen. Seedler fordert: „Statt immer mehr neue Solaranlagen auf Ackerflächen zu errichten, sollte eine stärkere Vernetzung und ein Ausbau der Speichertechnologie erfolgen.“
Details zur Schätzung: Siehe Tabellen
Hier gelangen Sie zum Video-Interview zur ersten DRV-Ernteschätzung 2025 mit Guido Seedler auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=GxYMYUIqIBo
Weitere Informationen: Guido Seedler, DRV-Warenwirtschaft,
Tel. 030 856214-410, E-Mail: seedler@drv.raiffeisen.de
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