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30.10.2018
Digitaler Agrarkarrieretag

Unternehmen buhlen um die klügsten Köpfe

Digitaler Agrarkarrieretag 2018

Berlin. Die Räume des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) in Berlin sind für einen Tag zu einem Fernsehstudio geworden. Der Verband war am 29. Oktober Gastgeber des Digitalen Agrarkarrieretags. Zusammen mit dem Karriere- und Bildungsportal AgroBrain hat der Raiffeisenverband damit eine Plattform zur Verfügung gestellt, auf der sich führende Unternehmen des Agribusiness dem beruflichen Nachwuchs als moderne Arbeitgeber vorgestellt haben. Die mehrstündige Live-Sendung wurde an diverse Hochschulen mit Agrarschwerpunkt übertragen und war zudem bei Facebook und YouTube zu sehen. Insgesamt wurden knapp 215.000 Personen erreicht.

Die Zuschauer bekamen nicht nur Tipps zum Einstieg in die Agrarbranche, sondern konnten auch Fragen stellen. Abgerundet wurde das Angebot durch Expertenrunden, Unternehmensvorstellungen und Hinweise auf freie Stellen. So wurde die klassische Jobmesse in ein modernes Format übertragen. Zusätzlich zum Deutschen Raiffeisenverband beteiligten sich weitere acht führende Unternehmen, darunter auch DRV-Mitglieder wie die VR Plus Altmark-Wendland eG, Raiffeisen Ware-Zentrale Rhein-Main eG und DMK Group, sowie Institutionen aus der deutschen Agrar- und Ernährungsbranche.

Den DRV hatte Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers in einer der Diskussionsrunden vertreten. Mit weiteren Führungskräften hatte er unter anderem darüber gesprochen, wie sich die Führungskultur aber auch die Anforderungen an Mitarbeiter verändert haben. Ehlers: „Arbeitnehmer genießen heutzutage größere Freiheiten, wie sie ihre Arbeit gestalten. Natürlich muss die Arbeit gemacht werden, aber das Wie kann jeder und jede stärker selbst bestimmen. Auch neue Technologien bringen dafür neue Möglichkeiten.“

Gleichzeitig müssten sich Arbeitgeber zunehmend auf sich wandelnde Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter einstellen – da waren sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde einig. Neben Fragen nach individuellen Arbeitszeitmodellen und betrieblicher Altersvorsorge, die schon fast zu den Klassikern zählten, hätten Bewerber auch neue Fragen. „Früher wurde ich als Personalverantwortliche immer nach einem Dienstwagen und Stellplatz gefragt, heute ist es das Ticket für den öffentlichen Nahverkehr“, beschrieb Maria Caridia, Head of Human Ressources von 365FarmNet Group die Entwicklung. Außerdem seien Weiterbildung und persönliche Entwicklungschancen ganz oben auf der Wunschliste der Bewerber - und mitunter sogar wichtiger als ein hohes Gehalt.

Aber auch auf der Seite der Anforderungen an Mitarbeiter habe sich einiges getan, sagte Ehlers: „Ein Verbandsmitarbeiter musste früher in erster Linie Fachmann oder Fachfrau für ein Gebiet sein. Heute müssen alle auch Kommunikatoren und Berater sein.“

Auch wegen solcher neuen Anforderungen steige das Interesse von Unternehmen und Institutionen an Quereinsteigern. Das betonte auch Lara Lehnhardt, Personalassistenz bei VR Plus Altmark-Wendland eG. Natürlich müsse ein Bewerber die Grundlegenden Qualifikationen mitbringen – etwa wenn ein bestimmter Abschluss gefordert sei – viele andere Dinge könne er sich aber im Unternehmen auch noch erarbeiten. Lehnhardt: „Der Mitarbeiter soll sich wohlfühlen und länger im Unternehmen bleiben. Deshalb ist es sehr wichtig, dass er auch in die Kultur des Unternehmens passt.“ Das unterstützte auch Torben Junker, Teamleiter Innovationsmanagement der Raiffeisen Ware-Zentrale Rhein-Main eG. Zu den wichtigsten Eigenschaften eines Bewerbers zählte er Aufgeschlossenheit, Eigeninitiative und die Bereitschaft, sich mit großem Einsatz mit neuen Dingen zu beschäftigen.

Zur Entwicklung von weichen Qualifikationen passt ein Managementprogramm, das die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) aufgelegt hat. „Fähigkeiten wie Teamführung werden an der Universität kaum trainiert. Deshalb gibt es seit 21 Jahren unser Traineeprogramm, das mit etwa 400 Alumni schon ein umfangreiches Netzwerk ist“, sagte Natalie Joest, DLG-Projektleiterin Marketing.

Netzwerke wie dieses seien eine gute Möglichkeit, Informationen über interessante Arbeitgeber und freie Posten zu bekommen, rieten die Experten. Und sie müssten gepflegt werden. Denn gut informiert ins Vorstellungsgespräch zu gehen sei wichtig. Zum einen, um dem potenziellen Arbeitgeber Interesse zu signalisieren, zum anderen, um die richtigen Fragen zu stellen. Denn nur wer fragt, könne herausfinden, ob die Stelle auch zu ihm passe. Dabei helfe auch ein Anruf in der Personalabteilung.

Und wenn es doch mal eine Lücke im Lebenslauf gibt? Oder Lehre beziehungsweise Studium sich als die falsche Wahl herausgestellt haben? Das sei nicht das Ende aller Bewerbungsbemühungen, betonte Ines Krummacker, Chief Human Ressources Officer der DMK Group: „Man kann sich immer wieder neu auf den Weg machen.“ Wichtig sei, zu vermitteln, warum der Bewerber für diese Stelle die richtigen Qualifikationen mitbringe.

Dabei könnten auch Praktika helfen. „Ich empfehle besonders Studenten immer: Geht die Extrameile, macht über Pflichtpraktika hinweg weitere. Denn insbesondere die längeren Praktika werden von Unternehmen als Berufserfahrung anerkannt – und sie helfen auch Bewerbern dabei, ihren Weg zu finden“, sagte Andrea Helbig, Human Ressources Manager bei AGCO.

DRV- Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers zog ein positives Fazit: „Der Digitale Agrarkarrieretag war mit der Mischung aus Expertendiskussionen, Unternehmensvorstellungen sowie praktischen Tipps für Bewerber eine runde Sache. Als DRV haben wir gerne die Plattform bereitgestellt, auf der sich einige unserer Mitglieder und andere führende Unternehmen des Agribusiness einmal mehr als moderne Arbeitgeber präsentiert haben. Das unterstreicht, welche Innovationskraft in der Branche steckt.“

Fotos: DRV/Wiebke Schwarze

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