Diversifikationssparten mit steigender Bedeutung
Die Genossenschaften betreiben zahlreiche Tankstellen, Baustoff-Fachhandlungen und Raiffeisen-Märkte. Diese sogenannten Diversifikationsparten weisen eine steigende Bedeutung unter den Geschäftsfeldern der Genossenschaften auf und machen bei einigen Unternehmen bereits 50 % des Umsatzes aus.
Zentralgenossenschaften
Als Zentralgenossenschaften betätigen sich fünf Unternehmen:
Bereiche der Warenwirtschaft
Im Folgenden finden Sie Informationen zu den verschiedenen Bereichen der Warenwirtschaft: Getreide, Saatgut, Pflanzenschutz, Düngemittel, Agrartechnik, Ölsaaten/Nachwachsende Rohstoffe, Kartoffeln sowie Energieprodukte.
Getreide
Weltweit wird seit 2013 eine Getreideernte von mehr als zwei Milliarden Tonnen eingefahren (ohne Reis). Auch wenn die Ernte 2019 mit rund 2,17 Milliarden Tonnen zum dritten Mal in Folge unter dem Verbrauch liegt, ist die Versorgungslage an den internationalen Getreidemärkten weiterhin komfortabel. Grund dafür sind die guten Ernten in den Jahren 2013 bis 2016, die zu einem erheblichen Anstieg der Endbestände geführt haben. Davon zehren wir noch heute. Allerdings ist die Versorgungslage beim Weizen deutlich besser als beim Mais.
In Europa wurde 2019 mit rund 319 Millionen Tonnen Getreide ein rekordverdächtiges Ergebnis erzielt, das deutlich über dem des Dürrejahres 2018 liegt. Grund dafür war unter anderem die ungewöhnlich hohe Weizenernte in Frankreich. Auch die deutsche Getreideernte fiel mit 44,3 Millionen Tonnen wieder durchschnittlich aus. Die Inlandsnachfrage blieb mit knapp 43 Millionen Tonnen stabil. Insgesamt war der Markt durch eine gute Nachfrage von Seiten der Futterwirtschaft und sehr hohen Drittlandsexporten in der zweiten Jahreshälfte geprägt.
Die Getreidewirtschaft schaut mit Sorgen in die Zukunft. Die zunehmenden Klimaextreme sowie Einschränkungen beim Pflanzenschutz und der Düngung führen zu schwankenden Erntemengen und Qualitäten. Diese Entwicklung stellt insbesondere den Getreideexport vor besondere Herausforderungen, denn dort sind gute Qualitäten immer gefragt.
Saatgut
Die Versorgung mit hochwertigem Saatgut in ausreichenden Mengen ist in hohem Maß vom Witterungsverlauf abhängig.
Die Frühjahrsaussaat 2021 verzögerte sich in vielen Regionen durch das kalte und feuchte Wetter. Die Aussaat von Getreide ging leicht zurück im Vergleich zum Vorjahr.
Die Herbstaussaat zur Ernte 2022 verlief hingegen insgesamt problemlos. Die Aussaatfläche von Wintergetreide blieb mit 5,03 Millionen Hektar nahezu unverändert zum Vorjahr. Die Winterrapsfläche stieg um 8,7 Prozent auf 1,1 Millionen Hektar.
Die genossenschaftlichen Saatgutunternehmen konnten nach Ergebnissen des Benchmarkberichts der Raiffeisen Service GmbH für das Jahr 2021 ein Umsatzplus von 7,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020 erwirtschaften.
Pflanzenschutz
Zur Erzeugung hochwertiger Lebensmittel ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unerlässlich, auch im ökologischen/biologischen Landbau. Insgesamt sind in Deutschland etwa 1.700 Pflanzenschutzmittel zugelassen, ca. 250 davon auch für Biobetriebe (Stand: Juli 2020). In entsprechend genehmigten und ausgestatteten Gefahrstofflägern bevorraten genossenschaftlich Unternehmen ein breites Sortiment an Pflanzenschutzmitteln, um sie ihren Mitgliedern und Kunden bei Bedarf kurzfristig zur Verfügung stellen zu können. Vor dem Kauf müssen die Landwirte ihre Sachkunde nachweisen. I. d. R. gehen dem Verkauf intensive Beratungsgespräche voraus. Diese reichen von der Wahl der standort-angepassten Sorten bis zu aktuellen regionalen Befallsprognosen. Leere Kanister werden im Rahmen von PAMIRA an mehr als 350 Sammelstellen zurückgenommen und einem Recycling zugeführt.
Der DRV unterstützt seine Mitgliedsunternehmen mit aktuellen Hinweisen zur Rechtslage bei Lagerung, Transport und Abgabe sowie zur Anwendung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln.
Düngemittel
Der Nährstoffentzug durch die Kulturpflanzen muss durch entsprechende Düngung ausgeglichen werden. Das kann erfolgen durch den Anbau von Leguminosen, den Einsatz von Wirtschaftsdüngern, durch Mineraldünger oder eine Kombination hiervon. Mineraldünger haben den Vorteil, dass sie exakt dosiert werden können und sofort pflanzenverfügbar sind. Organische Dünger müssen dagegen erst biologisch aufgeschlossen werden. In Deutschland dürfen nur entsprechend zugelassene Düngemittel gehandelt werden. Rechtsgrundlage sind die nationale sowie die europäische Düngemittelverordnung. Die Anwendung wird dagegen mittels Düngeverordnung geregelt. Diese ist 2020 auf Druck der EU erneut deutlich verschärft worden. In belasteten Gebieten darf nun der Stickstoffbedarf der Pflanzen nur noch zu 80 Prozent gedeckt werden.
Der Einsatz von mineralischen Stickstoff- und Phosphatdüngern ist seit Jahren rückläufig. Viele genossenschaftliche Unternehmen stellen im Auftrag ihrer Mitglieder und Kunden individuelle Rezepturen in Dünger-Mischanlagen her. Damit können Nährstoffe und Spurenelemente entsprechend der Bodenproben und des Bedarfs der angebauten Pflanzen verabreicht werden.
Agrartechnik
Dauerthema – neben dem Wetter – bleibt die Digitalisierung in der Landwirtschaft: einerseits das Bestreben, die Bewirtschaftung umweltgerechter und effizienter zu organisieren, andererseits noch viele „Kinderkrankheiten“ in Hard- und Software abzustellen. Hier bedarf es gut ausgebildeter Servicetechniker, die Fehler erkennen und für Abhilfe sorgen können.
Genossenschaftlich organisierte Unternehmen bieten Betriebsmittel, Technik, Vermarktung und die zugehörige Beratung aus einer Hand. Ansatzpunkte zur Vernetzung von Einzelaktivitäten und zu deren Dokumentation sind vielfältig: Und mit der Verbesserung der Netzabdeckung werden sich weitere Einsatzgebiete erschließen.
Kartoffeln
Ein größerer Bedarf an Speise– und Verarbeitungskartoffeln im Sommer 2019 und hohe Preise haben eine Ausweitung des Kartoffelanbaus gefördert. Dies nahmen Erzeuger in Deutschland und Westeuropa aber nicht für jede Verwendung vor. Vor allem mehr Speisekartoffeln anzubauen war wegen einer möglicherweise großen Versorgung mit Frühkartoffelimporten aus dem Mittelmeerraum ein Wagnis, wohingegen ein absehbar wesentlich größerer Bedarf der Verarbeitungsindustrie eher Chancen auf mehr Absatz und gute Erlöse versprach.
In Deutschland herrscht Ungewissheit über die tatsächliche Anbauentwicklung. Von der amtlichen Statistik abgeleitet wäre die Konsumkartoffelfläche um 22 % auf über 200.000 ha gewachsen. Einschließlich Stärke- und Pflanzkartoffeln sollen es 276.000 (Vorjahr: 252.200) ha sein. Das wird aber als wenig wahrscheinlich angenommen und von INVEKOS-Daten auch nicht bestätigt. Korrigiert man die amtlichen Daten entsprechend, käme auch der deutsche Anbauzuwachs bei Konsumkartoffeln auf rund 5 %. Die Ernte von Speisekartoffeln schätzt die AMI auf 4,8 Mio. t, nach 4,6 Mio. t im Vorjahr.
Ölsaaten
Weltweit wurde 2019 bei den Ölsaaten mit 575 Millionen Tonnen ein sehr gutes Ergebnis erzielt, das allerdings unter dem Vorjahreswert und dem Verbrauch blieb. Da durch das Rekordergebnis des Vorjahres die Endbestände angestiegen sind, kam es zu keinen Engpässen auf dem Markt. Wie in den Vorjahren entfällt mit zirka 60 Prozent der weitaus überwiegende Teil der Ölsaatenernte auf Sojabohnen. Das Rekordergebnis des Vorjahres von 360 Millionen Tonnen wurde jedoch mit 336 Millionen Tonnen deutlich verfehlt. Die weltweite Rapsproduktion sank 2019 im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 68 Millionen Tonnen.
In der EU sind im Jahr 2019 insgesamt gut 28 Millionen Tonnen (Vorjahr: 30,8 Mio. Tonnen) Ölsaaten geerntet worden, davon 15,4 Millionen Tonnen Raps (Vorjahr: 18,3 Mio. Tonnen). Mit 3,2 Mio. Tonnen (Vorjahr: 3,7 Mio. Tonnen) enttäuschte die deutsche Rapsernte 2018 erneut.
Der Rapsanbau steht in Deutschland unter erheblichem Druck. Wetterunbilden sowie drastische Einschränkungen beim Pflanzenschutz haben die Anbaufläche von 1,3 Millionen Hektar im Mittel der vergangenen fünf Jahre auf weniger als 900.000 ha in 2019 sinken lassen. Diese Entwicklung ist bedauerlich, denn der Raps liefert ein hochwertiges Öl, das vielfältig eingesetzt werden kann, so zum Beispiel als Speiseöl, im technischen Bereich oder aber als Rohstoff für die Biodieselproduktion.
Energieprodukte
Die Dynamik der Veränderungen auf dem weltweiten Energiemarkt hat in 2019 deutlich zugenommen. Die Debatte über den Klimaschutz und die globale Bewegung „Fridays for Future“ haben insbesondere in Europa und Deutschland zu grundlegenden politischen Weichenstellungen geführt. Die EU-Kommission will in 2020 ein Klimaschutzgesetz vorlegen, Deutschland hat ein entsprechendes Gesetz bereits Ende 2019 verabschiedet. Die im Bundesklimaschutzgesetz verankerten Sektorziele stellen insbesondere die Bereiche Verkehr und Gebäude und damit auch den genossenschaftlichen Energiehandel mit Kraft- und Brennstoffen vor Herausforderungen. Die Raiffeisen-Genossenschaften leisten schon heute einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende im ländlichen Raum. Sie entwickeln das bisherige Energiegeschäft mit dem Ziel weiter, sich gleichermaßen zu Händlern, Projektierern und Dienstleistern für Energie aus alternativen Quellen im ländlichen Raum zu präsentieren. Das klassische Energiegeschäft stellt aber weiterhin die tragende Säule dar.
Trotz der politischen Grundsatzentscheidungen in 2019 entwickelte sich der Energiemarkt positiv. Der Absatz an leichtem Heizöl ist nach dem drastischen Einbruch im Vorjahr wieder deutlich angestiegen. Der Absatz von Kraftstoffen stieg nicht zuletzt aufgrund der weiterhin robusten Konjunktur ebenfalls leicht an. In diesem Marktumfeld ist es den Raiffeisen-Genossenschaften gelungen, ihre Ergebnisse im Energiebereich insgesamt zu verbessern.